Artikel mit dem Tag "Psychoanalyse"
09. Februar 2018
Die Erzählung von der Vertreibung aus dem Paradies mag die Vorstellung wecken, dass es schöner wäre, auf Selbstwissen verzichten zu können wie das instinktbegabte Tier. Ungeachtet dessen ist der Mensch letztlich gezwungen, um die Tatsache seines Menschseins zu wissen und sich dementsprechend zu verhalten. Menschsein ist offensichtlich nur um den Preis des Selbstwissens möglich, auch wenn es, wie bei Ödipus, ein das Selbst vernichtendes Wissen sein kann.
28. Dezember 2015
Psychoanalyse begann als Traumatheorie, die sich um ein Verständnis von Erinnerungen mit pathogener Qualität bemühte. Bei der Suche nach den traumatisierenden Ursachen wurde dann deutlich, dass Erinnerungen im Gedächtnis umgearbeitet, das heißt verschoben, verdichtet, ins Gegenteil verkehrt, falsch verknüpft oder völlig verdrängt wurden. Die Entdeckung der Übertragung erbrachte dann die Einsicht, dass es ein Wissen gibt, das erst durch Wiederholen im sozialen Kontakt mit einem Anderen...
21. Dezember 2015
Bertha Pappenheim alias Anna O. gilt als inoffizielle Begründerin der Psychoanalyse avant la lettre. Als Patientin von Josef Breuer entwickelte sie eine therapeutisch-technische Prozedur, die auf das “Wegerzählen der Symptome” ausgerichtet war. Von ihr stammen die Ausdrücke “talking cure”, “recognising work”, “chimney sweeping” und “Privattheater” für Wachträumen - Formulierungen, anhand derer sie ihre voranalytische Arbeit in Breuers Praxis beschrieb. Die, wie Breuer...
14. Dezember 2015
Wieso reichen in der medizinischen Behandlung von Patienten anstelle von Medikamenten manchmal Scheinpräparate ohne Wirkstoff? Für dieses sonderbare Phänomen kennt man den Ausdruck "Placebo" - zu deutsch: ich werde gefallen. Der Fernsehsender Arte widmete dem Phänomen 2014 einen sehenswerten Dokumentarfilm, der das Phänomen auch aus psychoanalytischer Sicht untersucht hat. Denn während allgemein anerkannt ist, dass bei Placebos der Glaube an die Wirksamkeit eine zentrale Rolle spielt, ist...
07. Dezember 2015
In der Wissensgesellschaft wird der Anteil dessen, was wir nicht wissen, keineswegs kleiner. Zwar verdoppelt sich alle paar Jahre das Wissen der Bibliotheken, doch führt dies nicht in gleichem Maße dazu, dass der Einzelne mehr über sich selbst weiß. Über die Dinge, die uns selbst angehen – in Privatleben, Beruf oder Familie – verfügen wir zwar über ein umfassendes Wissen, dessen ungeachtet ist es keineswegs selbstverständlich, zu diesem Selbstwissen ein direktes Verhältnis zu...
30. November 2015
Im Interview mit der Wiener Tageszeitung Der Standard spricht der renommierte Psychoanalytiker Otto Kernberg über die anhaltende Bedeutung Freuds für die moderne Psychoanalyse und den Einfluss der Neurobiologie auf seine Lehre. Die Verfortschrittung der Psychoanalyse geht bei Kernberg jedoch zu Lasten der Freudschen Erfahrung.
23. November 2015
Der Kunstverein Hamburg rückt mit der Ausstellung Malerei, böse das subversive Potenzial der Malerei in den Blickpunkt. Anhand konkreter Bildmotive hinterfragen die Arbeiten Geschmacksvorlieben und Wertvorstellungen westlicher Industriegesellschaften und antworten zugleich auf den Anachronismus-Vorwurf gegen die Gattung der figürlich-abbildende Kunst. Die Bezugnahme auf das konkrete Objekt hat die Malerei derweil mit der Psychoanalyse gemein. Die Ausstellung zeigt Werke von vier deutschen...
16. November 2015
Vor allem in Krisenzeiten suchen Menschen nach einer Person, die sie führt. Sie unterstellen Führern die Macht, Auswege aus schwierigen Lagen zu finden. Doch was macht eigentlich gute Führung aus? Für den verstorbenen Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt gehörte zu guter Führung mutiges Handeln dazu. Bei der Hamburger Sturmflut von 1976 trug er als Innensenator und Krisenmanager dazu bei, die Folgeschäden der Umweltkatastrophe einzudämmen. In einem Interview sagte er, sein...
09. November 2015
Es ist inzwischen etwas in Vergessenheit geraten, dass Psychoanalytiker und Psychoanalytikerinnen früher in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens mitmischten. Sie schrieben und sprachen öffentlich über neue Formen von Vatermord, Mutterinzest und das ganze sonstige Unbehagen in der Kultur, erhielten für ihr öffentliches Engagement sogar Anerkennungen wie etwa einstmals Mitscherlichs Alexander den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dabei unterschieden sich ihre Beiträge von...
02. November 2015
Stanislaw Lems Roman Solaris thematisiert die Frage, ob der Mensch dazu bestimmt sei, sein Leben zu wiederholen. Fernab der Erde begegnet der Psychologe Kris Kelvin auf der Solaris-Station seiner Frau Hari wieder, obwohl sie sich vor Jahren das Leben nahm. Im Verlauf des Romans wiederholt sich das schicksalhafte Verfehlen des Paares. Ein bekanntes Ende wird ein weiteres Mal erreicht. Dass Zusammenkünfte immer wieder scheitern und sich Menschen, die für einander Liebe und Wertschätzung...