Die Zukunft der Psychoanalyse hängt davon ab, inwieweit sie ein ähnliches Interesse für gesellschaftliche Fragen entwickeln kann, wie es der ersten Generation der Psychoanalytiker gelang.

(A. Mitscherlich)

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Artikel mit dem Tag "Ich"


14. September 2015
Phänomenologisch bedeutet die Erfindung des Geldes wohl die größte Abstraktionsleistung der Menschheit. Heute tauschen wir Waren gegen Papiergeld und nicht mehr Ware gegen Ware. Geld vereinfacht den Warenverkehr, welcher indes nicht ohne den Austausch von Worten zustande kommt. Interessant ist daher immer die Frage, welche Worte, Texte oder Geschichten ausgesprochen werden müssen, damit das Geld locker sitzt und gegen Dinge eingetauscht wird. Der Wert von Geld bemisst sich auch im...
22. Juni 2015
Das psychoanalytische Reale steht in merkwürdiger Opposition zum Realitätsbegriff. Unter Realität wird die Wirklichkeit verstanden, also das Gegenteil von Illusion. Demgegenüber kommt man mit dem Realen der Psychoanalyse nur in Träumen, Fehlleistungen, Affekten, Symptomen, aber auch im Genießen in Berührung. Was steckt hinter diesem Realen? Und in welchem Verhältnis steht es zur Realität? Das psychoanalytische Reale zeichnet sich nicht gerade durch hohe Anschaulichkeit aus. Es teilt...
19. Januar 2015
Zwischen Körper und Sprache liegt das Spannungsfeld, in dem Freud die Psychoanalyse entwickelte. Freuds Festlegung, dass das Ich zunächst ein körperliches sei, führte ihn zur Annahme der „Ichlibido“ (Freud 1905d), einer psychischen Vertretung der physischen Reize. Hunger, Durst, Kälte bewältigt der unreif geborene Mensch nur mit Hilfe eines sozialen Umfelds. Darum ist Freud zufolge die Angst der Kinder ursprünglich nichts anderes als der Ausdruck dafür, dass sie die geliebte Person...
12. Januar 2015
Mitte der 1970er Jahre erschien bei Suhrkamp ein Büchlein mit dem Titel Toleranz – Überprüfung eines Begriffs. Der Autor, Alexander Mitscherlich, geht in dem Band den Gründen für das Scheitern toleranter Programme nach und führt sie auf falsche Vorstellungen über unsere innere Freiheit zurück. Zunächst habe Toleranz etwas mit Gleichmut zu tun: Ertragen, Erdulden heißt, psychologisch ein Gleichgewicht gegen störende Einflüsse von außen als auch von innen aufrecht erhalten zu...
27. Oktober 2014
Bewusstsein
Das psychisch Unbewusste stellt die Problematik des Wissens vor Herausforderungen. Der Begriff des Unbewussten umfasst seelische Tatbestände, die nicht im bewussten Erleben zur Gegebenheit gebracht werden, zum Verständnis mancher Erscheinungen jedoch vorausgesetzt werden müssen. (Vgl. Hehlmann, Wörterbuch der Psychologie, Stuttgart 1968) Die Psychoanalyse bezeichnet mit dem Adjektiv "unbewusst" die im aktuellen Bewusstseinsfeld nicht gegenwärtigen Inhalte. (Vgl. Laplanche/Pontalis,...
20. Oktober 2014
Am Anfang der Psychoanalyse stand die Beobachtung, dass sich das Unbewusste nicht nur gelegentlich in unser Sprechen und Handeln drängt. Während das vernunftbetonte Bewusstsein kaum als erklärungsbedürftig erschien, bot demgegenüber das unzugängliche Unbewusste allerhand Rätselhaftes, das auf Lösungen warteten. Freud nahm den Traum zum Ausgangspunkt seiner Untersuchungen, den er als den Königsweg zum Unbewussten bezeichnete. Die Traumdeutung gelang, indem Freud die Traumarbeit, also...