Das psychisch Unbewusste stellt die Problematik des Wissens vor Herausforderungen. Der Begriff des Unbewussten umfasst seelische Tatbestände, die nicht im bewussten Erleben zur Gegebenheit gebracht werden, zum Verständnis mancher Erscheinungen jedoch vorausgesetzt werden müssen. (Vgl. Hehlmann, Wörterbuch der Psychologie, Stuttgart 1968) Die Psychoanalyse bezeichnet mit dem Adjektiv "unbewusst" die im aktuellen Bewusstseinsfeld nicht gegenwärtigen Inhalte. (Vgl. Laplanche/Pontalis, Vokabular der Psychoanalyse, Frankfurt a.M. 1999) Das Unbewusste meint mit anderen Worten eine ganz spezifische Form des Nichtwissens.
Das psychologische Unbewusste avisiert im Unterschied zum organischen Unbewussten physiologischer Vorgänge ein Nichtwissen, das sich paradoxerweise durchaus als eine Form des Wissens auffassen lässt: Das Unbewusste - also beispielsweise ein bestimmter Vorstellungsinhalt - enthält ein Wissen, auf das der Einzelne nicht unmittelbar zugreifen kann, das ungeachtet dessen jedoch in ihm vorhanden ist, sofern es sein Sprechen und Handeln anleitet und bestimmt bzw. zur Erklärung der individuellen Art seines Sprechens und Handelns angenommen werden muss. Neben den bewusstseinsgeleiteten Formen des Sprechens und Handelns stellt demnach das unbewusste Wissen einen zentralen Aspekt des Wissens dar.
Interessant ist nun die Frage, wie dieses Nichtwissen im Alltag gegeben ist. Für den Einzelnen spürbar wird es immer dann, wenn ihm oder ihr im Zuge individueller Bewusstwerdungsprozesse "etwas" klar wird, d.h. wo unbewusste Inhalte plötzlich in bewusste Sinnzusammenhänge übergehen. Denkbar ist hingegen auch, dass sich das Individuum seines unbewussten Wissens niemals bewusst wird, dieses jedoch von anderen (Kollegen, Freunden, Verwandten) bemerkt wird. In diesem Fall hat das Nichtwissen eines Individuums einen Ort des Wissens im anderen gefunden - womöglich ein häufiger Vorgang des Wissenstransfers.
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